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Wichtigste beim Glockenspiel, dass man es hrt, oder
nicht?
Unbedingt, sagte ich.
Ja, und dann hab ich mir gedacht, ich knnt auf den
Viktualienmarkt gehen und einen Salat kaufen, wenn er
nicht zu teuer ist. Es war ein warmer Tag. Im Biergarten
wars rappelvoll, an der Nordsee standen die Leute
Schlange. Ich hab mir dann keinen Salat gekauft, das ist ja
Unsinn. Ich fahr mit der U-Bahn, und da muss ich ja auch
noch umsteigen am Hauptbahnhof, und da hab ich dann
einen Kopfsalat unterm Arm, das ist ja Unsinn.
Mit ernster Miene sah sie erst mich an, dann Sonja.
Bin noch so rumgeschlendert, hab berlegt, ob ich mir
eine Salzgurke kaufe, wie frher, aber da standen auch
Leute an. Ich mag das nicht, wenn Leute anstehen, ich bin
so viel angestanden frher, wegen Lebensmittel, wegen
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allem Mglichen, immer anstehen und warten, und jeder
sieht einen, das mag ich nicht, ich bin lieber unauffllig.
Ich wollt trotzdem noch bleiben auf dem Viktualienmarkt,
gibt ja tolle Sachen da, die Frchte, die Oliven, gabs
frher alles nicht. Zufllig bin ich an der Suppenkche
vorbeigekommen und da sa sie, Paula, allein, und hat
eine Suppe gegessen. Ich hab mir dann ein Lngerl geholt
und eine Scheibe Schwarzbrot dazu. Hat gut geschmeckt.
Die knnen das, das war eine pfiffige Idee von der Frau,
die die Suppenkche erfunden hat. Paula hat eine
Nudelsuppe mit Ochs gegessen, da wenn man nicht
aufpasst, spritzt einem bei jedem Lffel alles aufs Kleid.
Die Nudeln rutschen runter und platschen in die Suppe.
Und man hngt ja da mit dem Kopf drber. Anders kann
man nicht Suppe essen. Da kommts auf Schnheit nicht
an. Hat meine Mutter immer zu mir gesagt, wenn sie
geschlrft hat, das musste sein, das war ein Zeichen von
Anerkennung fr die Kchin. Bei uns musste man sich
dem Essen widmen, da wurde nicht rumgeziert, da wurden
auch die Hnde benutzt und abgeschleckt am Schluss.
Paula hat mir von ihrer Arbeit erzhlt, sie hat auch gesagt,
es ist schade, dass wir uns so selten sehen. Das macht
nichts, hab ich zu ihr gesagt, und sie hat sich bedankt. Das
wei ich noch, sie hat danke gesagt. Jetzt fllts mir wieder
ein. Wieso hat sie das gesagt? Kann sie ja mal fragen.
Wenn ich sie das nchste Mal treff. Wir haben natrlich
ber Lotte gesprochen, aber es gab nichts Neues, alles wie
immer, Max in der Werkstatt, Lotte zu Hause, oder sie
geht zu dieser Frau am Harras, sie htte eine gute
Schneiderin werden knnen, die Lotte, aber sie hatte
keinen Ehrgeiz. berhaupt keinen Ehrgeiz. Aus ihr htt
was werden knnen. Und sie hat sich mal berlegt, nach
Paris zu gehen, wegen der Mode. In den sechziger Jahren
war das, da hat sie darber nachgedacht. Dann hat sie es
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gelassen. Sie hing ja immer mit Paula zusammen, die
beiden waren unzertrennlich. Paula &
Ruckartig drehte sie den Kopf und blickte zum Fenster.
Das Licht war schwcher geworden. Die Gardine bewegte
sich kaum noch. Das Gezwitscher wurde leiser.
Die beiden waren schon damals eng befreundet, sagte
Sonja. Sie sah mich an. Ich nickte.
Ja, Paula war & Grete Holen trank Tomatensaft,
leckte sich die Lippen und schmatzte leise. Das ist vorbei
& Sie hat eine Zeit lang als Frau gearbeitet & als Frau,
ja? Sie hat das verkauft, dass sie eine Frau war, eine junge
Frau. Eine Frau ist sie ja immer noch, was red ich denn
da?
Sie hat als Prostituierte gearbeitet, sagte Sonja.
Nicht direkt, sagte Frau Holch. Sie stellte das Glas hin
und verharrte vornbergebeugt. Nicht offiziell. Illegal.
Eigentlich illegal. Oder ist das immer illegal? Sie hatte
jedenfalls keinen & keinen solchen Mann & Spter hatte
sie eine Anstellung in einem Lokal, auf der Schwanthaler
Hh, sie hat gut Geld verdient &
Wie lange hat sie das gemacht?, fragte Sonja.
Unabsichtlich schlug sie mit ihrem Knie gegen meines.
Ich schlug absichtlich zurck. In diesem kindischen
Augenblick fiel mir ein, dass ich Ute versprochen hatte,
sie anzurufen.
Nicht lange, sagte Frau Holch, zwei Jahre, drei Jahre,
dann hat sie aufgehrt, von einem Tag auf den andern, wie
andre Leute mit dem Rauchen aufhren.
Warum hat sie aufgehrt, Frau Holch?
Sie hat einfach aufgehrt. Und ist mit Lotte zusammen-
gezogen. Lotte hatte fr sie beide eine Wohnung besorgt,
in der Mllerstrae, gleich beim Sendlinger Tor. Da haben
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sie dann gewohnt. Bis Lotte geheiratet hat und mit Max
zusammengezogen ist. Da wohnen sie immer noch. Wir
sind sehafte Naturen, meine Tochter und ich.
Endlich hatte sich eine kleine Tr geffnet. Doch anstatt
dass die Vergangenheit sich etwas aufhellte, wechselte nur
die Form der Schatten.
Kannten sich Max und Paula zu der Zeit, als sie in
diesen Bars arbeitete?, fragte ich.
Sie arbeitete nur in einer Bar, sagte Grete Holch. Sie
kannten sich nicht.
Sind Sie sicher?
Ja.
Warum?, sagte Sonja.
Weil Lotte Max erst kennen gelernt hat, als sie schon
mit Paula zusammenwohnte. Und zwar hat sie ihn in [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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