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der Mitte pltscherte ein kleiner, khlespendender Springbrun-
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nen. Eine hohe Umfassungsmauer versperrte stellenweise
die Aussicht, doch Pamina entdeckte eine winzige Plattform,
von der man die ganze Stadt berblickte. Pamina ging hin-
ber und sah deutlich den Palast ihrer Mutter, gar nicht so
weit entfernt, obwohl er, wie sie wute, am Rand der Wste
von Atlas-Alamesios lag.
Sie konnte ihn mhelos erreichen&
Pamina war, als sollte sie augenblicklich hinuntersteigen,
zum nchstgelegenen Tor gehen und auf die groe breite
Strae, die sie von hier oben deutlich sah. Doch sie z-
gerte.
Sarastro wrde sie sicher nicht mehr zwingen hierzubleiben,
nachdem Tamino sie abgewiesen hatte und sie dem Vater
nicht lnger von Nutzen war. Er konnte sie nicht mehr mit
dem Prinzen aus dem Westen vermhlen& Auerdem
machte das schlichte weie Gewand sie zu einer von vielen
Novizinnen, so da sie unbemerkt gehen und kommen
konnte wie alle, die ihren Pflichten gengten.
Vom Dach aus sah Pamina eine lange Prozession sich durch
die Straen winden. berrascht zhlte sie an ihren Fingern
nach: Ja, heute war Neumond, und heute fanden die Opfer
statt. Hrner drhnten; sie hrte die rituellen Klageschreie der
Trauernden, die vom Rauch der heiligen Krauter wie be-
tubt waren, und sie sah die Opferpriesterinnen ihrer Mutter
mit den groen Messern. Das war sicher alles richtig und gut,
es entsprach der Ordnung der Welt& Als man sie hierher-
gebracht hatte, hatte sie Sarastro gefragt, wann die Opfer
stattfnden und zu ihrem Schrecken gehrt, da in Atlas-
Alamesios nicht geopfert wurde. Ihre Mutter, die Sternenk-
nigin, hatte ihr gesagt, Sarastro sei von den Gttern verlas-
sen und ein Teufel  Pamina sah es nun. Er vernachlssigte
die erste Pflicht der Menschen, den Gttern durch reichliche
Opfer zu danken, nicht als Halblinge geboren zu sein&
Pamina wute inzwischen, da sie nach Sarastros Antwort
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zum ersten Mal einen eigenen Gedanken gefat hatte, an-
statt das Wort der Sternenknigin als Wort der Gtter hinzu-
nehmen. Was hatte Sarastro gesagt?
Pamina, mein Kind, warum sollten die Gtter uns ntig
haben, um ihnen die Halblinge zu opfern? Sie sind es, die
Menschen und Halblinge geschaffen haben. Wenn die Gtter
den Halblingen das Leben schenken, knnen sie es auch
beliebig vielen nehmen. Halblinge leben nicht annhernd so
lange wie wir. Warum sollten wir ihr Leben noch mehr
verkrzen? Wir opfern in diesem Tempel weder Mensch
noch Halbling, meine Tochter, sondern ehren die Gtter durch
Gebete und Lobpreisungen sowie durch das Versprechen, da
wir das Leben, das sie uns geschenkt haben, so tugendhaft
fhren wollen wie nur mglich.
Damals hatte diese Vorstellung Pamina sehr erschreckt;
doch whrend sie nun die Prozession beobachtete, die sich
durch die Straen zog  aus dieser Hhe wirkten die
Priesterinnen, die Klagefrauen und die gefesselten Opfer wie
winzige Puppen  , erschien sie ihr merkwrdig.
Auf einem hohen Wagen entdeckte sie eine Gestalt in
dunklen Gewndern  vermutlich eine ihrer Halbschwestern.
Aber sie waren auch Halblinge, wie konnten sie Vergngen
daran finden, Geschpfe wie sie selbst zu opfern, die sich nur
in einer weniger glcklichen Lage befanden?
Paminas Kopf schmerzte  von dem gleienden Licht, von
ihren Trnen, vor Verwirrung? Pltzlich erinnerte sie sich
zum ersten Mal seit Jahren wieder an die Nacht, in der Rawa
verschwunden war.
Die Sternenknigin hatte ihr damals das Versprechen gege-
ben, Rawa nicht als Rattenfngerin in die Stlle zu schicken,
und Pamina war der Meinung gewesen, sie habe der Hunde-
Frau eine andere Aufgabe auerhalb des Palastes zugewie-
sen. Pamina hatte nicht daran gezweifelt, da ihre Mutter ein
gegebenes Versprechen hielt, und deshalb unterlassen,
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Nachforschungen anzustellen. Jetzt aber wurde ihr klar, da
sie die Wahrheit immer geahnt haben mute: Man hatte Ra-
wa an Papagenas Stelle geopfert!
Wie hatte sie so blind sein knnen, das Naheliegende nicht
zu sehen? Aber sie war immer blind gewesen, das dumme
Kind, fr das Disa sie hielt. Nach sieben Jahren ntzte es we-
nig, Trnen um Rawa zu vergieen; sie hatte nicht einmal
gewut, da damals die Wahl zwischen Rawa und Papagena
bestand. Papagena war ihr lieb und teuer, aber Rawa& war
ihr eine Mutter gewesen, sie hatte nie eine andere Mutter
gehabt. Die Sternenknigin war ihr nie eine wirkliche Mutter
gewesen, wenn man davon absah, da sie Pamina geboren
hatte. Weshalb empfand sie aber diesen schmerzlichen Ver-
lust, wenn sie sich daran erinnerte, wie ihre Mutter sie flch-
tig in die Arme geschlossen hatte?
Die Prozession entschwand ihren Blicken, aber Pamina
folgte ihr in Gedanken durch die groen Tempeltore bis zum
Opferaltar. Das Blut, das um die Mittagszeit flo  man hatte
sie gelehrt, da es die Sonne nhrte, ihr ermglichte, auch wei-
terhin zu scheinen  welche Torheit, welch ein albernes Mr-
chen! Und dennoch hatte sie nie daran gezweifelt. Htten die
zahllosen Priesterinnen ihre Pflicht einmal nicht erfllt, Pa-
mina htte bereitwillig das Messer ergriffen, um das Opfer in
der vorbestimmten Weise zu vollziehen.
In Sarastros Palast hatte sie Bilder von der Sonne und den
Welten gesehen, die um sie kreisten, und der Priester-Knig
hatte ihr erklrt, die Sonne sei ein riesiger Feuerball am Him-
mel und wrde weiterbrennen, unabhngig von dem, was
die Menschen und Halblinge taten oder nicht taten. Die wah- [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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