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einen schwarzen Mantel an. Darunter, das kann er sehen,
trgt sie nur noch ein Nachthemd.
Wer bist du ? fragt sie.
Joel gibt keine Antwort. Ich kann einen Namen erfinden,
denkt er. Oder ich sage, da ich Otto heie.
Ich werde dich nicht schlagen, sagt sie pltzlich. Ob-
wohl ich sehr stark bin. Ich will nur wissen, warum du all
das machst. Eines Morgens war die ganze Kche voller
Ameisen. Am nchsten Morgen hat jemand meine Jo-
hannisbeerstrucher umgebracht. Sie werden nie wieder
Beeren tragen. Und jetzt schneidest du mir meine Blumen
kaputt.
Angst einjagen, denkt Joel. So hat Ture es ausgedrckt.
Traurigkeit einjagen, htte er statt dessen sagen mssen.
Und wo ist Ture jetzt? Er htte mir zu Hilfe kommen ms-
sen. Wenn jemand aus dem Geheimbund gefangen wird,
mu man natrlich versuchen, ihn zu befreien. Dafr
braucht man doch keine Regel aufzustellen.
Joel wei nicht, was er sagen soll. Er starrt auf den Fubo-
den und versucht, die Heckenschere hinter dem Rcken zu
verstecken.
Warum? fragt sie wieder.
Ich will jetzt nach Hause, sagt Joel.
Das ist das einzige, was er sagen kann, das einzige, was
wahr ist.
Pltzlich geht sie hinaus. Von einem Schallplattenspieler
ertnt Musik, und als sie wieder hereinkommt, hlt sie
eine Posaune in der Hand. Sie stellt sich vor ihn und fngt
an zu spielen, dieselbe Melodie wie die vom Plattenspieler.
Sie hat einen Schal in den Trichter der Posaune gesteckt,
um den Ton zu dmpfen. Sie wiegt sich im Takt der Musik,
und Joel findet, sie spielt gut, denn es klingt, als ob die
Posaune zur Schallplattenmusik gehrt.
Mitten in der Melodie bleibt die Platte hngen. Es kratzt,
und dieselbe Tonfolge wiederholt sich immer wieder.
Mit der Posaune macht sie dasselbe. Die ganze Zeit sieht
sie ihn an. Wieder und wieder dieselben Tne. Als sie auf
den Fuboden stampft, hpft die Nadel in die richtige
Rille, und die Platte luft bis zum Ende.
Hinterher, als es lngst still ist, hat Joel immer noch den
Widerhall der Posaune in den Ohren.
Was meinst du, warum ich gespielt habe? fragt sie.
Joel schttelt den Kopf. Er wei es nicht.
Nur weil man verkrppelt ist, mu man nicht auch ein
Idiot sein, sagt sie. Auch wenn man keine Nase hat,
kann man lernen, so Luft in die Posaune zu blasen, da sie
klingt. Wenn ich meine Nase noch htte, htte ich be-
stimmt nie Posaune spielen gelernt.
Pltzlich lchelt sie ihn an.
Verstehst du, was ich meine ? fragt sie.
Joel schttelt wieder den Kopf. Nein, er versteht es
nicht.
Ich mag Johannisbeeren, sagt sie. Ich mag Bltter, die
im Sommer an meiner Wand hochranken. Ich mag auch
Ameisen. Aber nicht, wenn ich sie im Winter in meiner
Kche finde.
Sie legt die Posaune auf den Tisch.
Joel versucht sich vorzustellen, wie das ausgesehen hat, als
die ganze Kche voller Ameisen war.
Ich wei, was die Leute hinter meinem Rcken tuscheln,
sagt sie. Ich wei, da viele der Meinung sind, ich sollte
nicht durch die Straen laufen wie jeder andere. Vielleicht
finden sie, ich sollte in einem Kfig sitzen und wie ein ko-
misches Tier vorgefhrt werden? Fast zehn Jahre lang
konnte ich mich nicht im Spiegel anschauen. Jetzt kann ich
das. Und ich will, da man meine Johannisbeerbsche in
Ruhe lt.
Jetzt ist es leichter, denkt Joel, jetzt, wo sie wtend wird.
Das kann man verstehen.
Wie heit du? fragt sie.
Joel Gustafson, sagt er.
Er bereut sofort, da er auch den Nachnamen genannt hat.
Joel htte gereicht.
Warum hast du das getan?
Wie soll man etwas erklren, was man nicht erklren
kann, denkt er. Auerdem war es ja Tures Idee, das mit
dem Angst einjagen. Ture, der nicht da ist. Ture, der sich
im Schatten versteckt und es zult, da Joel allein ge-
schnappt wird.
Ich will es wissen, sagt sie.
Pltzlich packt sie seine Schultern und schttelt ihn. Er
fhlt, wie stark sie ist. Ihr Gesicht ist ganz nahe.
Er mu immer auf das Taschentuch starren, das unter den
Augen steckt. Sie schttelt ihn heftig. Aber dann lt sie
die Hnde sinken.
Geh jetzt, sagt sie. Aber komm wieder und erzhl mir,
warum du das getan hast, wenn du es selbst weit.
Bekmmert schaut sie ihn an. Versprich mir nicht, da
du kommst, sagt sie, versprich es dir selbst. Und jetzt
geh.
Sie macht die Tr hinter ihm zu.
Als er durch die Gartenpforte geht, hrt er sie wieder auf
der Posaune spielen.
Er sieht sich nach Ture um. Der ist weg.
Die Tne der Posaune durchdringen die Wnde. Er
wnschte, er htte ihr erzhlt, wie es gewesen ist. Gleich-
zeitig ist er erleichtert, da sie ihn gehen lassen hat.
Er luft den Weg zur Brcke hinauf. Es taut immer noch,
und er rutscht aus und wre fast hingefallen.
Oben auf der Brcke tritt pltzlich Ture aus dem Schat-
ten.
Hab ich's mir doch gedacht, sagt er. Da du ge-
schnappt wirst.
Mit einemmal wird Joel wtend. Er wirft Ture die Hecken-
schere vor die Fe.
Gut, da du bald abhaust, sagt er.
Ture sieht ihn hhnisch an. Bevor ich abhaue, will ich
sehen, wie du ber die Brcke kletterst, sagt er. Du bist
geschnappt worden, ehe du getan hast, was du verspro-
chen hast zu tun.
Ich klettre morgen ber die Brcke, sagt Joel. Ich stell
mich da oben hin und pi dir auf den Kopf.
Dann luft er weg. Er hrt Ture hinter sich lachen.
Ich werde ber diese Brcke klettern, denkt Joel erregt. Ich
klettre rber und stell mich auf die hchste Stelle und pi
ihm auf den Kopf. Der Geheimbund gehrt mir. Nicht
ihm.
Die Aufgabe besteht darin, nach einem Hund zu suchen,
der unterwegs ist zu einem entfernten Stern. Nicht Eeuten
Angst einzujagen, die dann nur traurig werden.
Als er um eine Straenecke biegt, kommt ihm pltzlich der
alte Maurer in seinem Laster entgegen. Joel bleibt stehen
und winkt. Aber der alte Maurer bemerkt ihn nicht. Joel
schaut den roten Rcklichtern nach, die wie Tieraugen in
der Dunkelheit leuchten.
Papa Samuel schnarcht in seinem Zimmer, und Joel zieht
sich schnell aus und kriecht ins Bett.
Trumt er vom Meer, denkt er. Trumt er von Mama
Jenny oder von Sara? Oder trumt er von mir?
Er schaut auf den Wecker. Die Zeiger leuchten im Dun-
keln. In vierundzwanzig Stunden wird er ber die Eisen-
brcke klettern. Auf einem ihrer Bogen wird er hinaufrut-
schen, und an der hchsten Stelle wird er sich aufrichten,
den Hosenschlitz ffnen, Ture von Svala auf den Kopf pin-
keln und dann wieder runterrutschen.
Er wird Ture von Svala zeigen, wie man eine Brcke be-
siegt. Dann kann er von hier abhauen, und er wird nie wie-
der behaupten, Joel Gustafson sei feige gewesen.
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